hfg ulm – club off ulm

initiative von studenten und freunden der hfg ulm 1953 - 1968

basisstudium grundlehre
die hochschule für gestaltung ulm war ein experiment in vielerlei hinsicht. ihre anfänge aber bestimmte das ideengut des „bauhauses“. mit der grundlehre übernahm sie das kernstück der bauhaus-pädagogik, dort vorkurs genannt – eine einjährige, vorrangig visuelle schulung, obligatorisch für alle studienanfänger. hier wie dort zielte die basisausbildung darauf ab, die individuellen fähigkeiten der studierenden, zu entwickeln.

1957 erfolgte ein kurswechsel, der sich auf das gesamte lehrprogramm erstreckte. während sich das basisstudium bis dato an einem eher künstlerisch ausgerichteten entwerfer orientierte, wird jetzt der gestalter als teamfähiger spezialist zum leitbild. das visuelle training baut nun auf wissenschaftlichen grundlagen vor allem der wahrnehmungs- und gestaltlehre auf.

1961 wurde die grundlehre zugunsten eines fachbezogenen ersten studienjahres aufgegeben.

bauen
die abteilung bauen hatte in der gesamten zeit des bestehens der hfg 170 studierende, 73 davon erwarben das diplom, 62% kamen aus dem ausland, allein 39% aus der schweiz. manche – oft auch aus dem ausland – kamen nur für einige semester. einige besuchten nur die grundlehre und verzichteten aus den verschiedensten gründen auf den eintritt in die bauabteilung und bildeten sich in anderer weise fort.

die „abteilung bauen“ der hfg wechselte in den 15 jahren des bestehens der schule drei mal ihren namen. zuerst hiess sie ganz einfach „architektur“, dann „bauen“ und schliesslich „industrialisiertes bauen“. bei keiner anderen abteilung gab es eine solche namensänderung. daran wird schon deutlich, dass hier ein längerer prozess der orientierung vor sich ging. dies ist nicht verwunderlich. die abteilung architektur besetzte ein durch die technischen hochschulen, ingenieur- und kunsthochschulen breit bestelltes feld. diese abteilung war deshalb eine riskante gründung und ein teil ihrer probleme hatte zweifellos mit der schwierigen konkurrenz zu tun. die namensänderung ist daher ein äusserliches merkmal eines ständigen positionierungs-prozesses, der mit der bezeichnung „industrialisiertes bauen“ nur scheinbar einen abschluss fand.

sanierung hfg gebäude
max graf, bertus mulder und karlheinz allgayer begutachten die sanierungsarbeiten der hfg-stiftung an den ehemaligen schulgebäuden und fordern verbesserungen und machen vorschläge. aus diesem engagement und der kenntnis der originalbauten entstand auch die verpflichtung der architekten-mitglieder die weiteren sanierungs-arbeiten zu verfolgen.

leider hat sich zwischen der erwartung einer bauhistorisch und denkmalgerechten sanierung und der realität in der umsetzung durch die beteiligten sanierer, bedauer-licherweise – eine nicht in allen punkten geglückte sanierung ergeben. das vom cou am meisten kritisierte beispiel sind die jetzt eingebauten neuen blau verspiegelten fensterscheiben, die auch in der überregional geführten pressekritik zum ausdruck kamen. der cou sieht dieses sanierungs-ergebnis als zwischenschritt und hofft noch auf eine spätere rückbauung.

visuelle kommunikation
die hfg prägt den begrif der visuellen kommunikation und findet damit zugleich die abgrenzung und das programm innerhalb verschiedener arten, formen und schwerpunkte visueller gestaltung. propaganda und information, reklame und gebrauchsgrafik sind die bereiche, in denen grafik, typografie, fotografie, farbe und zeichen unterschiedliche rollen spielen. visuelle kommunikation beschreibt hier genauer als grafik-design den prozess der beeinflussungstechnik und präferiert dabei nicht nur ein gestaltungsmittel.

die visualisierung abstrakter sachverhalte oder schwer wahrnehmbarer prozesse ist in ulm bevorzugtes terrain grafischer wie typografischer gestaltung. auf elementaren übungen mit punkt, linie und struktur bauen komplexe diagramme auf, die daten und fakten greifbare gestalt, vor allem aber anschaulichkeit geben. gestaltungs-arbeit ist hier mehr kopf-als handarbeit: das auge denkt mit. (peter v. kornatzki)

und der begriff überwindet die scheinbare grenze zwischen klassischer tafelgrafik und elektronischen medien: die visuelle zeichensprache ist das über-greifende, kontrollierbare Vehikel, um Kommunikator und Rezipient partner-schaftlich zu verbinden.

produktgestaltung
in der ausbildung an der hfg werden praktische fertigkeit voraus gesetzt und man fördert im gesamten entwurfsprozess den dialog zwischen hand und kopf. exakter modellbau, reale simulation gedachter gestaltungsmerkmale und authentische anmutung gelten als voraussetzungen für die vergegen-ständlichung von entwurfsideen.

die abteilung produktgestaltung war die grösste der fünf hfg-abteilungen. über 220 studenten waren eingeschrieben.

der strukturwandel in der industriellen massenproduktion erforderte eine definition des berufsbilds „industrial designer“. tomas maldonado formulierte: in ulm glaubten wir, dass es „das design“ gibt, eine verabsolutierung der produktgestaltung. das ist nicht richtig. es gibt verschiedene typen von produktgestaltung, die verschiedenen ebenen von produktionen oder produktionsarten entsprechen.

film/information
1962 eröffnet die abteilung film als die erste institution für filmtheorie und filmausbildung in der bundesrepublik. alexander kluge und edgar reitz werden als feste dozenten angestellt.

film als aufklärerisches statt illusionen erzeugendes medium, der regisseur als gestalter und produzent, der die wichtigsten schritte innerhalb des künstlerischen prozesses selbst kontroliert.

von 1962 bis 1968 durchlaufen die filmabteilung, die als institut für filmgestaltung von der hfg zunehmend unabhängiger wird, lediglich 18 studentinnen und studenten, von denen fünf in ulm diplomieren.

die abteilung information, an der die studierenden publizistisch tätig waren, ist ab 1964 nicht mehr weitergeführt worden.

die abteilungen der hfg
zwischen 1953 und 1968 waren an der hfg ulm gesamt 644 studierende eingeschrieben. manche verließen die hfg nach einem jahr, andere nutzten die gesamte regelstudienzeit von vier jahren und schlossen zum teil mit, zum teil ohne diplom ab.